Die Entwicklung der Festungsanlagen von Komárno bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

       Nach der Besetzung von Buda durch die Türken im Jahr 1541 war Ferdinand I. gezwungen, die Festungswerke zu verbessern und neue, modernere Anlagen zu erbauen. Es entstand von 1546 bis 1557 eine polygonales Basteiensystem; mitwirkende Planer und Baumeister waren Pietro Ferrabosca (vermutl.), Testa, Castaldo, Decius, Giovanni Maria de Speciecasa, Di Dalmatio Bartolagi, Mathias Dusco, Venzel Cservenka und Paul Puls. Die Bauaufsicht hatten inne: Michael Schick (1546–1550), Leonhard Müller (ab 1550) und Francisco Benigno (nach 1552). Baumeister war im Jahr 1550 Ihon Maria de Speciecasa. Die Befestigungsarbeiten leitete im Jahr 1551 D. Castaldo.

      Ein Hochwasser im Frühjahr 1570 verursachte derartige Schäden, daß ein Teil der Zwischenwälle einstürzte. Unter der persönlichen Leitung des Kapitanatsoberbauinspektors Urban Suess wurde in den Jahren 1572–1592 die Festung wieder aufgebaut. An diesen Arbeiten beteiligten sich weitere ausländische Fachleute mit ihrem Fachwissen, wie: der Deutsche Daniel Speckle und der Italiener Carlo Theti. Die neue, nach italienischem Muster entworfene, aus- und umgebaute Festung erlebte 1594 ihre Feuerprobe, als sie der Sinan Pascha (1512–1596) mit hunderttausend Mann einen ganzen Monat erfolglos belagerte.

      Vom Festungsbau dieser Zeit (aus dem Jahr 1572) haben wir bereits ein genaues Grundrißschema, das davon zeugt, daß sich die Form der Verteidigungsposten an der Peripherie bis heute überhaupt nicht verändert hat. Zu weiteren wichtigen Befestigungsarbeiten kam es in der Herrschaftszeit Leopolds I. (1658–1705), als in den Jahren 1663–1664 Ersekújevár (heute: Nove Zámky) in türkische Hände fiel, womit die Verteidigungskette zerriß. Dies veranlaßte Leopold I., vor allem den Bau von zwei Festungen anzuordnen: der Festung Leopoldov unweit Galgóc (heute: Hlohovec), die das Eindringen der Türken in die Waagniederung verhindern sollte, und der sogenannten “Neuen Festung“ in Komorn.

      Die erste Bauetappe der “Neuen Festung” dauerte bis 1663, wo nur Arbeiten an den Erdwällen durchgeführt wurden. Nach 1663 setzte die zweite Bauetappe ein, in der statt der provisorischen Erdwälle nach und nach Basteien und Zwischenwälle aus Stein und gebrannten Ziegeln errichtet wurden. Die Arbeiten erfolgten nach Plänen des französischen Ingenieurs Franz Wymes, der sich auch auf Entwürfe von Carlo Theti stützte und die modernsten Erkenntnisse der italienischen und französischen Zitadellenarchitektur nutzte. Der solide Bau der “Neuen Festung” wurde 1673 abgeschlossen.

      Das gleiche Schicksal, dem während des verheerenden Hochwassers von 1682 zahlreiche Gebäude der Stadt zum Opferfielen, traf auch die mächtige Doppelfestung und beschädigte sie stark. Kaiser Leopold I. stellte Komorn zur Instandsetzung der Wehranlagen ausreichende Finanzmittel und für die Reparatur der Wälle das Dippenthaler Regiment zur Verfügung. Die instandgesetzte Festung erlebte im Jahr 1683 ihre letzten Kämpfe in den Türkenkriegen, aIs Verbündete der Türken - die Kuruzzen von Imre Thököly - unter ihren Wällen antraten. Ihre Belagerung und ihre Eroberungsversuche endeten jedoch wiederum ohne Erfolg. Im Jahre 1683 erlitt das türkische Heer vor Wien eine schwere Niederlage. Damit begann ein sechzehnjähriger Krieg, durch den ganz Ungarn vom Türkenjoch befreit wurde. Diese Veränderung bedeutete einen wesentlichen Umschwung im Leben von Komorn. Das Grenzbollwerk verlor seine Bedeutung, und die Pflege und Erhaltung der Festung sanken auf ein Minimum.

      Zwei große Erdbeben in den Jahren 1763 und 1783 - insbesondere das zweite, dessen Epizentrum in der Nähe der Festung lag - besiegelten für lange Zeit deren Schicksal. Die Heeresführung entschied, daß eine Wiederherstellung der Festung unrentabel sei, und kommandierte aus diesem Grund ihre Truppen ab. Das Festungsgrundstück widmete Kaiser Joseph II. der Stadt, die Gebäude wurden 1784 versteigert. Erst die Napoleonischen Kriege gaben 1808 den Anstoß zur Erneuerung der Festung.

 

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