Bei den Objekten des Festungssystems Komorn
stoßen wir auf ästhetisierende Bemühungen,
die das zeitgenössische architektonische
Schaffen widerspiegeln. Die einzelnen
Objekte der Palatinallinie und des
Waaganschlusses wurden im Verlauf von
dreißig Jahren errichtet. Es sind Objekte,
die gleichzeitig entstanden sind, so daß
keine Rede von bestimmten Bauphasen oder
wesentlich nachträglichen Umbauten sein
kann.
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Noch zur Zeit der ursprünglichen Nutzung, d.
h. in der zweiten Hälfte des 19. und in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurden
insbesondere in den Innenräumen kleinere
bauliche Veränderungen vorgenommen. Zwei
größere Umbauten rief der Bau der
Eisenbahnlinien hervor. Eine Strecke - die
nach Új Szõny (heute in der Republik Ungarn)
führte - durch die Befestigung zwischen den
Bastionen I und II, die zweite - die Strecke
nach Dunaszerdahely (heute: Dunajská Streda
(1896 errichtet) - zwischen den Bastionen
III und IV. Diese Bahnlinien wurden jedoch
in das Fortifikationssystem sozusagen
“hinein komponiert” und die Zugänge
befestigt.
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Die Bautechnik ist, was Konstruktion und
verwendetes Material betrifft, bei der
Errichtung aller Objekte die gleiche.
Aufgrund des großen Materialbedarfs griff
man zu einer kombinierten Technik.
Hauptbaumaterialien sind Stein (weißer
Kalkstein aus dem Steinbruch Dunaalmás),
hochqualitativ gebrannte Ziegel und Erde.
Ergänzt werden sie durch rosa Kalkstein
(Steinbruch Süttõ), der für die Gesimse, die
Eingangs- und Fenstereinfassungen, in
einigen Fällen auch für die Bildung eines
Steinsockels verwendet wurde.
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Abb. 9 a–b Palatinal-Linie: Bastion
II.
Blick in den (nassen) Graben (oben)
und “über Bank” (unten) auf das
Reduit.
Rechterhand die Kurtine
als Eskarpe
und
links
gegenüberliegend die
Kontereskarpe.
(Foto: H.-R. Neumann, 21.07.2001) |
Abb. 10 Palatinal-Linie: Frontseite
des Reduits
der Bastion VI, von
Nordwesten
aus gesehen (Foto: H.-R. Neumann,
21.07.2001) |
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In der Tiefe mehrerer Destruktionen ist zu
sehen, daß der Kern des Mauerwerks aus
Bruchstein (bzw. gemischtem Mauerwerk)
bestand, der an den 8 LUDOVÍT GRÁFEL Abb. 9
a–b Palatinal-Linie: Bastion II. Blick in
den (nassen) Graben (oben) und “über Bank”
(unten) auf das Reduit. Rechterhand die
Kurtine als Eskarpe und links
gegenüberliegend die Kontereskarpe. (Foto:
H.-R. Neumann, 21.07.2001) Außenfassaden mit
einer oder zwei Schichten Ziegeln oder einer
Schicht von an der Außenseite bearbeiteten
Steinquadern verkleidet ist. Diese
Steinverkleidung ist als Reihenmauerwerk
oder als Zyklopenmauerwerk - aus polygonalen
Quadern - gestaltet. In beiden Fällen stoßen
die Lager- und die Stoßfugen dicht
aneinander, was die präzise Steinmetzarbeit
belegt.
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Die Ziegelfassaden besitzen grundsätzlich
einen Steinsockel und sind an den Mauerecken
mit Steinquadern verstärkt. Der vollkommene
Verbund der Ziegel auch bei den Wölbungen
der Fenster- und Portalstürze bot die
Möglichkeit, die Fugen hervorzuheben, die
durch ihre Zeichnung das gestalterische Bild
der Fassade abrunden. Aus diesem Grund
wurden sie überhaupt nicht verputzt oder nur
mit einer sehr feinen Schicht
gelbockerfarbigen Putzes, auf dem man die
Fugen durch Nachzeichnen hervorhob.
Die Fassade wird durch ein Gesims aus
rosarotem Kalkstein abgeschlossen, versehen
mit einer Tropfnase. Alle Maurer-,
Steinmetzund sonstige Handwerksarbeiten
wurden in hoher Qualität ausgeführt. Der Bau
ist das Ergebnis einer nicht enden wollender
menschlicher Arbeit und ergänzt den fast
mittelalterlichen Charakter mit neuen
technologischen Lösungen.
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